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Querdenker, querdenken – Die schönsten deutschen Wörter

Querdenker - querdenken - mitdenken

Querdenker, der / Querdenkerin, die

– Person, die eigenständig und originell denkt, auch wenn die Ideen und Ansichten oft nicht verstanden werden –

– Person, die sich selbst als eigenständig und originell denkendes Wesen bezeichnet und dabei Verschwörungstheorien verbreitet –

querdenken

– unkonventionell denken; originell denken –

Querdenker und querdenken: Diese Wörter gehörten uns, den Liebhabern der deutschen Sprache und den Menschen, die die Dinge wirklich mal von allen Seiten, kreuz und quer, zwar nicht in gewohnten Bahnen, aber stets ohne Arroganz und Überheblichkeit durchdacht haben.

Holen wir uns diese wunderschönen Wörter zurück!

Ruhig mal querdenken, anders an die Sache herangehen, mögliche Holzwege erkennen und meiden. Wer auch mal querdenkt, kann jede Diskussion bereichern. Aber nur wenn ein kluger Kopf dahintersteckt, kommt man als Querdenker auch wirklich zu einem brauchbaren Ergebnis.

Leider ist das bei denjenigen, die sich heutzutage gern selbst als Querdenker bezeichnen, nicht der Fall.

Die Ignoranz, Intoleranz, Naivität, Ahnungslosigkeit, Gutgläubigkeit dieser Querköppe und Querulanten, gepaart mit arroganter Überheblichkeit, Sebstüberschätzung und Verachtung aller anderen hat etwas Absolutistisches: “La vérité c’est moi”.

Sie meinen, zwischen den Zeilen, die sie oft gar nicht lesen, immer genau das Gegenteil zu erkennen. Bei ihnen und mit ihnen gibt es keine Diskussion, weil nur sie den Durchblick auf die klandestine Hinterbühne und die ominösen Drahtzieher des vertrackten Weltgeschehens erlangt haben.

Dabei ist das Internet zum geselligen Stammtisch dieser sich verschwörenden Theoretiker geworden, zu einem Ort, wo Algorithmen die passenden und gleichmeinenden – das Wort denken wollen wir gar nicht verwenden – Mitmenschen und Ansichten präsentiert, wo Verschwörungstheorien gesponnen, ausgebreitet und untereinander bestätigt werden, bis diese beschränkte Sichtweise zur für sie unumstößlichen und alleingültigen Weltamschauung reift.

Sich profundes Wissen anzueignen, in dieser komplexen und komplizierten Welt, ist aufwendig und nicht einfach. Da geht es doch viel schneller, sich statt des Wissens ein Glauben zu beschaffen, indem man fremde Meinungen, besonders gern die abweichenden, ungeprüft übernimmt. Denn nur wer die abweichenden, queren, verrückt klingenden Meinungen vertritt, hebt sich ab, sticht hervor, kann sich die Aura des großen Denkers verpassen, ohne wirklich nachgedacht zu haben.

Querdenker sind heutzutage keine Vorreiter, sondern Vergaloppierte.

Wirkliches Querdenken aber muss man können, denn dazu reicht es nicht, sich von den Algorithmen eine quere Meinung verpassen und im Anschluss bestätigen zu lassen, sich in einem immer tiefer werdenden virtuellen Kaninchenbau zu vergaloppieren, bis man ganz im Dunkel des Internets verschwunden ist und dort irrlichtert, wo in geistiger Umnachtung die quersten und schrillsten Theorien als einleuchtend empfunden werden.

Aus diesem Grunde: Lasst uns diese Menschen nicht als Querdenker bezeichnen! Holen wir uns dieses schöne Wort zurück!
Der Begriff soll wieder denjenigen Denkern vorbehalten sein, die auch mal anders denken, die das Denken und Diskutieren bereichern, ohne dabei für sich zu reklamieren, die alleingültige Wahrheit gepachtet zu haben.


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